ECC - EURO-CHINA CENTRE  

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Bericht von Herrn Sven Krause

 

Durch ein dreimonatiges Praktikum ermöglichte mir das Euro-China-Vermittlungsbüro, Einblicke in die Wirtschaftswelt der Provinz Guangdong zu gewinnen. Mit dem Aufenthalt habe ich eine Forschung im Rahmen meiner Magisterprüfung verbunden. Dementsprechend rückten Fragen nach Eigenarten der chinesischen Wirtschaftsweise und -ethik in den Vordergrund. Dies umspannt die Interaktion in der Geschäftswelt (u.a. Kodes der Kontaktanbahnung, Umgang mit Hierarchien etc.), Verhandlungs- und Entscheidungsprozesse, interkulturelles Management sowie die Erkundung chinesischer Konzepte wie Gesicht (ming sheng; mianzi), Beziehung (guanxi; renqing) und Vertrauen (xinren; xinlai).

 

Das ECV ist in der zukunftsträchtigen Dienstleistungsbranche angesiedelt. Derzeit mangelt es in Südchina noch an seriösen Dienstleistungsunternehmen, so dass sich das ECV als Anlaufstelle für deutsche Unternehmen aufdrängt. Diese Eigenschaft ist eng mit der Person Dr. Lishan Gan verbunden, der vielschichtig sowohl in der chinesischen als auch der deutschen Gesellschaft eingebunden ist. Als aus chinesischer Sicht „im Ausland studierter Wissenschaftler“ ist Herr Dr. Gan politischer und wirtschaftlicher Berater der Stadt Foshan. Seine Funktion erlaubte es mir, die aktuellen Umstrukturierungen der Administration und der Wirtschaft des Bezirks (ca. 3,5 Mio. Einwohner) sowie der Städteplanung aus erster Hand informiert verfolgen zu können.

 

Die sowohl vielfältigen als auch außergewöhnlichen Geschäftskontakte des ECV, die letztlich auf der ausgezeichneten Reputation von Dr. Gan basieren, ermöglichten mir, unterschiedliche Perspektiven auf die südchinesische Wirtschaft einzunehmen. So habe ich Menschen in unterschiedlichsten Positionen kennen gelernt und immer die Möglichkeit gehabt, mit ihnen zu diskutieren oder zu arbeiten. Zu diesem Personenkreis gehören Regierungsangestellte, Vertreter verschiedener Industrie- und Handelskammern, Unternehmer unterschiedlichsten Couleur, politische Berater, der Chef der GTZ-China und ausländische Geschäftsleute.

 

Neben diesen Kontakten konnte ich aktiv ein deutsch-chinesisches Kooperationsprojekt mitverfolgen, verschiedene Industriezonen der Provinz besichtigen und analysieren, habe  private und staatliche Unternehmen kennen gelernt und konnte die Schwierigkeiten im Bereich Ausbildung, Wissenschaft und Arbeitsmarkt erfahren.

 

Das Kooperationsprojekt zwischen der MBC und der FSCF

Die Kooperation zwischen der „Moderne Bauchemie“ und der sich zum Privatunternehmen transformierenden „Foshan Chemical Factory“ ist in Chinas boomender Baubranche angesiedelt. Basierend auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen sowie einen durch das ECV mitgestalteten Kooperationsvertrag liefert die MBC Technologie für verschiedene Wand- und Bodenbeschichtungen. Die FSCF hält Arbeitskräfte bereit und erleichtert mit Hilfe des ECV den Eintritt in den chinesischen Markt, so dass sich eine win-win-situation einstellte.

 

Dass der Faktor Kultur über Erfolg und Misserfolg entscheidet, dürfte den meisten Geschäftsleuten bekannt sein. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass in internationalen Projekten nicht nur eine Unternehmenskultur auf Erfolgskurs gebracht werden muss, sondern dass eben der interkulturelle Kontakt in den Mittelpunkt rückt. Hier treffen unterschiedliche Wertsysteme aufeinander, wodurch immer wieder Verständigungsschwierigkeiten auftauchen. Besonders an dieser Stelle ist die betreuende, beratende und somit vermittelnde Tätigkeit des ECV gefragt, welches die Kräfte beider Seiten aufeinander abstimmt, damit sich für alle größtmöglicher Erfolg einstellt. 

 

Ich durfte hier Herrn Dr. Gan assistieren und hatte zu den Vertretern beider Seiten engen Kontakt. Ich habe Konferenzen protokolliert und konnte an der Marketingstrategie mitarbeiten. Die Arbeit umfasste sowohl die Konzeption als auch die konkrete Umsetzung. So wurden in den Konferenzen Ziele formuliert und Mittel aufgezeigt, die Ziele zu erreichen. Herr Dr. Gan und ich haben ein Vortrag in der lokalen Baubehörde gehalten, um den Offiziellen die Vorteile und Wichtigkeit der Umweltschutzwirkung verschiedener Industriebodenbeläge bewusst zu machen. Wir haben den Markt gesichtet und Informationen über potentielle Kunden beschafft. Diese haben wir angeschrieben oder aufgesucht und ihnen die mittel- und langfristigen Kostenvorteile des Produktes nähergebracht. Herr Dr. Gan lieferte mir hierbei Anschauungsunterricht, wie man in China Vertrauen gewinnt und für ein Produkt wirbt.

 

Darüber hinaus sah ich, wie Herr Lobsenski, der erfahrene Exportmanager der MBC, unter und mit den gegebenen Bedingungen arbeitete. Ich wohnte dem Prozess der Produktanpassung bei und erfuhr, dass es unumgänglich ist, im Westen entwickelte Produkte unter chinesischen Bedingungen und für den chinesischen Markt umzugestalten. In diese Umgestaltung floss sowohl das Kundenfeedback als auch die Erfahrung aus Laborversuchen unter veränderten Bedingungen ein.

 

Ich durfte miterleben, wie Schwierigkeiten (z.B. im Bereich Personal) ausgeräumt und auf einen erfolgreichen Weg gebracht wurden. Eine meiner positivsten Erfahrung war, zu sehen, wie schnell Chinesen einen Plan in die Tat umsetzen, wenn die Entscheidungsträger überzeugt sind und die Zügel in die Hand nehmen. Ihre bemerkenswerte Spielart des Pragmatismus bringt eine enorme Reaktions- und Anpassungsgeschwindigkeit hervor, die Chinesen zu Eigen zu sein scheint und deren Erfahrung besonders für Deutsche eine Bereicherung ist.

 

Herr Dr. Gan hat mich stets in seinem Vorgehen unterrichtet und dieses auch diskutiert sowie mir Ausarbeitungen aufgeben, wodurch er mich einband und motivierte. Selbstverständlich hat Dr. Gan mir nicht alle Informationen geschenkt, sondern mich „pädagogisch wertvoll“ um Informationen ringen lassen.

Die Industriezonen

Durch die Besichtigung von Industriezonen (u.a. Zhongshan, Deqing, Sanshui, Guangzhou, Gaoming) in der Provinz Guangdong konnte ich einerseits miterleben, wie Dr. Gan und die Geschäftsführerin von Foshan Rhine Corporation Services Co., Ltd, Frau Jiang Mei Beziehungen zu den örtlichen Behörden, zur jeweiligen Industrie- und Handelskammer sowie zu den ansässigen Unternehmen pflegen und aufbauen. Andererseits ermöglichte mir Dr. Gan, eine aktive Rolle zu spielen, indem er mich als ein von ihm unabhängiger Vertreter eines Fördervereins für deutsch-chinesische Kooperation vorstellte. So konnte ich den jeweiligen Entscheidungsträgern Fragen bzgl. Sondervergünstigungen (Steuern, Bodenpreis etc.), der rechtlichen Rahmenordnung (Arbeitsrecht, Schutz geistigen Eigentums etc.) und generell zum Investitionsklima stellen. Diese Besprechungen nahmen im Schnitt zwei Stunden ein und waren mit ausgedehnten Besichtigungen von Unternehmen und der jeweiligen Industriezone verbunden.

 

Ein Hinweis zu den Sondervergünstigungen: Diese sind nur vor Ort zu erkunden, sind Verhandlungssache und stehen dementsprechend nirgends geschrieben. Es waren u.a. solche Gelegenheiten und Informationen, die meinen Aufenthalt zu einem persönlichen Erfolg werden ließen. Denn ich habe nicht nur im Ansatz deren Verhandlungsweise kennen gelernt, sondern auch Einblicke in die Kompetenzen und Anreize lokaler Behörden erhalten. Von diesen Einblicken lassen sich zukünftige Marktpotentiale ableiten! Darüber hinaus lernte ich die Infrastruktur der Provinz kennen. Dies umschließt Transportmöglichkeiten, -zeiten und –kosten sowie Bauvorhaben.

Chinesische Unternehmen

Die Eigenart der Wirtschaftsstruktur der Provinz ist eine besondere lokale Konzentration von Branchen. So sind einzelne Städte häufig auf bestimmte Produkte spezialisiert. Foshan ist bekannt für den Bau von Maschinen der Keramikproduktion und für Keramikprodukte selbst. Aus dieser Branchenverteilung folgt das Paradoxon, dass gleichzeitig zwischen den in den Städten konkurrierenden Unternehmen sowohl ein enormer Wettbewerb als auch ein kooperatives Beziehungsgeflecht besteht. Dieser Widerspruch ist wie bei einem Paradoxon üblich nur ein scheinbarer und löst sich darin auf, dass die jeweilige Stadt durch den Austausch mit anderen spezialisierten Städten Wohlstandszuwächse zu verzeichnen hat. Diese Zuwächse zeigen die Wachstumsraten der ansässigen Unternehmen und schließlich der gesamten Region.

 

Mit diesem kooperativen Beziehungsgeflecht der chinesischen Unternehmen ist auch ein anderer Organisationsbegriff verbunden. Scheinbar bestehen wegen fehlendem Arbeitsrecht keine festen Grenzen zwischen Unternehmen, so dass eine hohe Arbeitskräftefluktuation zu beobachten ist. Das Hochinteressante für mich war, zu sehen, wie chinesische Unternehmer dieses Phänomen bewerten und wie sie die Anreize für ihre Mitarbeiter setzen, so dass der Firmenerfolg gesichert ist. Aber auch andere Faktoren für unternehmerischen Erfolg wie die Beziehung zu den Kunden und Marktflexibilität sind in hohem Maße vom Unternehmer selbst abhängig, so dass sich mein Aufenthalt in einer erfolgreichen Unternehmung als sehr lehrreich gestaltet hat.

 

Neben den Einblicken, die ich bei „Foshan Chemical Factory“ und durch verschiedene Firmenbesichtigungen gewonnen habe, ist das schnell wachsende Foshaner Privatunternehmen Kexinda hervorzuheben. Kexinda baut Maschinen für die Keramikproduktion und exportiert die gefragten Produkte in viele Länder. Durch die enge Beziehung, die Dr. Gan zu Kexinda unterhält, konnte ich an verschiedenen Konferenzen teilnehmen. Darüber hinaus besuchte ich die Firma fünf Tage lang, wobei ich in Personalbeschaffungsmaßnahmen involviert war und sowohl mit dem Firmenpräsident aufschlussreiche Gespräche führen als auch einige leitende Angestellte interviewen konnte. Diese Offenheit und Kooperationsbereitschaft, die mir hier entgegengebracht wurde, ist in einer Kultur, die sich so lange Zeit der Außenwelt verschlossen hat, besonders hoch zu bewerten und für einen Praktikanten ohne die Einflussnahme von Dr. Gan nicht denkbar.

  Ausbildung, Wissenschaft und Arbeitsmarkt

Über die Ausbildungsmöglichkeiten und dem Stand der Wissenschaft war ich durch viele Unterredungen mit Dr. Gan sowie durch Gespräche mit aktuellen und ehemaligen Studenten und einem Vertreter studentischer Angelegenheiten informiert. Die Anforderungen, die das Berufsleben an die Absolventen stellen, sind mir natürlich einerseits aus eigenen Erfahrungen bekannt und andererseits führten auch hier Gespräche mit Verantwortlichen (aus Unternehmen oder Behörden) dazu, dass ich ein Profil für die chinesischen Bedingungen erstellen konnte. Darüber hinaus nahm ich an verschiedenen Einstellungsgesprächen teil, so dass ich einerseits natürlich gründlich gebrieft wurde und andererseits viele Lebensläufe zu Händen bekam. Aber nicht nur Lebensläufe, sondern auch die dazugehörigen Gesichter habe ich bei der Vorauswahl auf dem „Arbeitsmarkt“ kennen gelernt. 

 

Übrigens ist dieser Arbeitsmarkt ein sowohl unkompliziertes als auch interessantes Modell für effiziente Personalvermittlung. Auf diesen konkreten Märkten treffen Stellensuchende und Stelleninhaber in großen Hallen zusammen und tauschen ihre Angebote aus, so dass eine vermittelnde Behörde entfällt.

Insgesamt hielt ich drei Vorträge vor Studenten, wobei sich einer mit den Chancen und Herausforderungen für Berufseinsteiger und Stellenanbieter im Zeitalter der Globalisierung befasste und die anderen beiden die Möglichkeiten beleuchteten, im Ausland zu studieren. Dass die Inhalte der Diskussionen mit Dr. Gan und die Sicht von mir also eines Deutschen auf die chinesische Realität auch einem breiterem Publikum nicht verborgen blieben, organisierte Dr. Gan ein Interview mit der Tageszeitung Foshans.

  Fazit

Wie schon erwähnt, verbuche ich meinen Aufenthalt unter persönlichen Erfolg. Einerseits hat mir das ECV, wie ausführlich dargestellt, etwas Außergewöhnliches geboten und andererseits habe ich durch die Bereitschaft, mich auf die chinesische Realität einzulassen, dieses Angebot genutzt und sowohl Gefühl als auch Verständnis für diese Realität gewonnen. Mein durchweg positiver Bericht darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht immer einfach ist, die genannte Bereitschaft aufzubringen. Schließlich sind die kulturellen Unterschiede häufig sehr tief und ebenso wie mein Verhalten auf Unverständnis gestoßen ist, so ist auch das Verhalten meiner Bekanntschaften nicht immer sofort einsichtig gewesen. Die Bereitschaft, sich einzulassen, ist hier einerseits Vorbedingung, dieses Unverständnis zu überwinden, aber steht andererseits eben in diesen Situationen auf der Kippe und es erfordert Geduld und Reife, diese Hürde zu überwinden. Schafft man es sein Gesicht und das Gesicht anderer zu wahren, geht man mit Nettogewinn aus der Situation. Ich habe sowohl Gefühl und Verständnis für China als auch eine Zunahme an Geduld und Reife gewonnen, wodurch ein neuerlicher Aufenthalt weniger Kraft in Anspruch nehmen wird, sich auf die chinesische Realität einzulassen, und somit für andere Verwendungen frei steht.

 

Bericht von Herrn Christopher Day
Bericht von  Herrn Carsten Hottenrott
Bericht von Herrn Sven Krause
Bericht von Herrn Alexander Zisser
Bericht von Herrn Tristan Toensing
Bilder zum Praktikum in China
Bericht von Herrn Simon Steinbrück
Photo report of Mr. Juras (Poland)
Photo report of Mr.Vos(Netherlands)
Photo report of Mr.Eberle(Switzerland)
Photo report of Miss Kemp (England)
Training in Nanhai

     

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